Von der königlichen Reiherjagd zum Zentralen Pionierlager

Redaktion: Agentur Zeesen (zum 20jährigen Jubiläum der KiEZe)

"Die Duberow, von der Natur dazu vorgezeichnet, ist alter Reihergrund. Alle Elemente sind da: Eichen, Sumpf und See. Schon der Große Kurfürst jagte hier, aber erst unter ... König Friedrich Wilhelm I. kamen die Duberow-Reiherjagden ... zu Flor und Ansehen.", schrieb Theodor Fontane in seinen "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" über die herrliche Landschaft rund um Frauensee und Hölzerner See.

Einst amüsierten sich hier königliche Jagdgesellschaften. Später, von 1920 an, wurde am Hölzernen See gezeltet, fanden Sommerlager statt. In den ersten Jahren der DDR wurden nach sowjetischem Vorbild in den schönsten Gegenden der Republik durch volkseigene Betriebe und landwirtschaftliche Genossenschaften Kinderferienlager gegründet. Auswahlkriterien für die Standorte überall in der DDR waren: saubere Luft, reizvolle Natur - abseits von Industrieanlagen und Wohngebieten - und vielfältige Ferienangebote bei guter Ernährung. Bereits 1949 wurde das erste zentrale Pionierferienlager in Prora auf Rügen durchgeführt.

Die Geschichte des Pionierlagers am Frauensee nimmt 1950 ihren Anfang. In einem Jahr beschloss die damalige SAG (Sowjetische Aktiengesellschaft) -Betrieb Oberspreewerk in Berlin-Oberschöneweide, am Frauensee ein Pionierferienlager zu errichten.

Im Sommer 1950 wurde dazu in vielen Aufbaustunden Wald abgeholzt, errichteten freiwillige Helfer aus dem späteren Werk für Fernsehelektronik Berlin erste Zelte und einen Holzbau. Ein Jahr später erholten sich 800 Kinder im nach dem ehemaligen Staatsoberhaupt benannten Pionierzeltlager "M. I. Kalinin".

Am Hölzernen See begann die Kindererholung bereits 1949. Bauleute errichteten als Erstes ein großes Plumpsklo, mit dem die Kinder vorliebnehmen mussten. Das Trinkwasser wurde mit Planwagen herangefahren, das Essen in einer Feldküche gekocht. Gegessen wurde in einem großen Speisezelt, wobei die Kinder gruppenweise zu den Mahlzeiten anmarschierten.

Anfang 1950 erhielt die Siemens-Plania AG, der spätere VEB Elektrokohle Lichtenberg, den Auftrag, hier bis zum Beginn der großen Ferien ein Kinderferienlager zu eröffnen.

Im Gegensatz zum Pionierferienlager „M. I. Kalinin“ am Frauensee wurde der Name der Einrichtung am Hölzernen See mehrfach geändert. Zuerst bis Anfang der 1960er Jahre nach dem politischen Führer Albaniens Enver Hodja benannt, firmierte sie nach der Abkehr Albaniens von der Sowjetunion unter dem Namen des polnischen Generals Swierczewski-Walter.

Für die jungen Gäste in beiden Ferienlagern standen von Beginn an Spaß, Spiel und Sport im Mittelpunkt. Gleichzeitig waren sie wie alle Pionierferienlager in der DDR Mittel zur politischen Erziehung der Kinder und Jugendlichen, „politische und pädagogisch-methodische Zentren der Feriengestaltung“, wie im pädogogischen Wörterbuch des Verlages Volk und Wissen von 1987 nachzulesen ist. In den Sommerferien jenes Jahres wurden in 48 zentralen Pionierlagern mit 36 537 Plätzen insgesamt 110 721 Kinder betreut. Neben den Betriebsferienlagern, Klassenfahrten und internationalem Jugendaustausch fanden dort bald auch Pionier- und FDJ-Rätelager, vormilitärische Ausbildung, Übungen der Zivilverteidigung beziehungsweise der Kampfgruppen statt. Zeitweise war hier die Nationale Volksarmee stationiert, wenn deren Einheiten für Truppenparaden in der DDR-Hauptstadt übten. Auch während der Weltfestspiele 1973 in Berlin nutzte man gern die Übernachtungsmöglichkeiten in der Dubrow.

Ab 1980 wurde das Lager am Frauensee erneut erweitert. Drei neue Bettenhäuser steigerten ab 1982 die maximale Kapazität auf 1200 Betten. Seither war auch eine ganzjährige Nutzung möglich. Ein neues Heizhaus entstand. Größere Oxidationsteiche, die auch Abwasser vom Pionierlager am Hölzernen See aufnehmen konnten, wurden eingerichtet. Bis 1983 erweiterte man die Küche und baute den großen Speisesaal. Ein neues Mehrzweckgebäude blieb im Zuge der politischen Wende 1989 unvollendet.

Auch am Hölzernen See wurde in den 1970er Jahren der Ruf nach mehr Betten und mehr Komfort laut. So entstanden bis in die 1980er Jahre weitere Unterkünfte wie das Steinhaus, das Haus Seeblick, das Wohnhaus für einige der hier angestellten Mitarbeiter, eine Trafostation und das neue Heizhaus. Küche und Speisesaal, als DDR-Einheitsbau BG 1000 errichtet, wurden bis zur Wende fertiggestellt.

Für die Kinder war all dies jedoch weniger wichtig. Für sie galt: „Massenfez stand bei uns an erster Stelle“, wie der junge Berliner Helmut Gläser schon 1954 in seinem Fotoalbum notierte, das heute im Traditionskabinett des Kinder- und Jugenderholungszentrum am Frauensee präsentiert wird.

Zwei KiEZe, ein Verein

Nach vier Jahrzehnten Kindererholung im Pionierferienlager am Frauensee schien mit dem Ende der DDR auch das Ende der Einrichtung besiegelt. 1990 wurde das Lager geschlossen, sein Inventar fast vollständig verkauft. Dem Rest drohten Zerfall und Vandalismus.

Dem wollten zehn Enthusiasten entgegentreten, die am 29.08.1991 auf Initiative von Joachim Schneider und Wolfgang Kibbel den Verein „g. Kindererholungsdorf Frauensee“ aus der Taufe hoben.

„Sie sagten sich: Unsere Kinder brauchen auch weiter die Möglichkeit, sich zu erholen“, blickt der damalige Vereinsvorsitzende Wolfgang Baum zurück.

So erlebte die Kinder- und Jugenderholung am Frauensee ihre zweite Geburtsstunde. „Der Verein hat aus dem Nichts das Heutige geschaffen“, sagt Wolfgang Baum nicht ohne berechtigten Stolz. Dies geschah mit Unterstützung vieler unermüdlicher ehrenamtlicher Helfer, des Landes Brandenburg und vor allem dem Landkreis Dahme-Spreewald. Dieser erwarb 1994 die Flächen der ehemaligen Pionierlager am Frauensee und Hölzernen See mit einer Nutzungsbindung für Kinder- und Jugenderholung und der Pflicht zur Bewirtschaftung durch einen gemeinnützigen Träger.

Der Verein übernahm 1994 auch die Trägerschaft für das ehemalige Pionierlager am Hölzernen See. 2008 unterzeichneten Landkreis und Verein einen Erbbaupachtvertrag, der die Kinder- und Jugenderholung an beiden Standorten nun für weitere 40 Jahre sichert.

„Unser Dank für das Engagement und die Unterstützung geht an alle Wegbegleiter und Mitarbeiter“, so Wolfgang Baum, „besonders aber an die Alt-Landräte Hartmut Linke und Martin Wille sowie an Landrat Stephan Loge.“

Die Geschichte des neugegründeten Vereins begann 1991 mit den nötigsten Reparatur- und Bauarbeiten. Bau und Sanierung stehen auch Jahrzehnte später stets auf der Tagesordnung. „Gebaut wird immer“, meint Wolfgang Baum. Gleich, ob Dächer saniert oder die Zufahrtsstraßen beider KiEZe erneuert werden.

Der Verein „g. Kinder- und Jugenderholung Dubrow-Dahmetal“ freut sich dabei über jegliche materielle und finanzielle Unterstützung.